Die Altenpflege steckt in der Krise. Frauen, die ihre Mutter, ihren Vater pflegen, stehen in einer Dauerbelastung. Nun sollen viele kleine Maßnahmen eine Entlastung der Pflegesituation bringen. Doch eine Großaktion, wie sie viele Pflegeexperten fordern, bleibt aus.
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Notstand: Angehörige mit der Pflege ihrer Angehörigen überfordert
Viele Pflege-Experten drücken den Alarmknopf: Es werden immer mehr pflegende Angehörige, die völlig überfordert sind. Sie benötigen Hilfe. Entlastung, Unterstützung und Beratung sind die Stichworte der Präsidentin des Sozialverbandes VdK. Erforderlich sei eine Unterstützung ähnlich wie bei den Erziehungszeiten für Kinder, erklärte der Gesundheitsexperte Etgeton. Das System stehe vor dem Zusammenbruch, man benötige einen Rettungsschirm, so der Pflegekritiker Fussek. Die Deutsche Hospiz stiftung warnt ebenfalls vor einem Zusammenbruch der Altenpflege. In 20 Jahren gäbe es nicht mehr die Töchter und Partner, die pflegen würden.
Pflegeheime Bewertung durch Pflege-TÜV soll unterbleiben
Der Pflege-TÜV, der seit kurzer Zeit die Bewertung der Pflegeheime durchführt, befindet sich offenbar in einer Sackgasse. Experten fordern, das Verfahren zu stoppen und andere Formen für eine wirksame Qualitätsprüfung der Pflegeheime zu finden. In einem Gutachten, dass für das Sozialgericht Münster angefertigt wurde, wurde betont, dass das Verfahren nicht geeignet ist, die Arbeit in den Pflegeeinrichtungen angemessen zu bewerten. Für Verbraucher lieferten die Noten, die in den Transparenzberichten für die Einrichtungen vergeben werden, keine Anhaltspunkte für die tatsächliche Qualität der Pflegeheime. Dass bei den Transparenzberichten, die auch im Internet veröffentlicht werden, am Ende Schulnoten mit einer Stelle nach dem Komma vergeben werden, sei irrelavent. Pflegeeinrichtungen könnten in sehr wichtigen Teilbereichen, etwa der Ernährung, mit mangelhaft zensiert werden, aber im Durchschnitt immer noch eine Eins vor dem Komma erhalten. Zudem könnten die Prüfer anhand des Fragenkatalogs zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen.
Altenpflege vor Notstand
In 10 Jahren werden 300.000 zusätzliche Altenpfleger und Altenpflegerinnen notwendig sein, um die Nachfrage nach Pflegekräften abdecken zu können. Das erklärte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste. Der Markt sei jedoch leer. Es werde einen Pflegenotstand geben, nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch in ländlichen Regionen. Dem könne man nur mit einer verstärkten Umschulung un diner gesteuerten Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland begegnen. Da es in Polen bereits kein Personal mehr gäbe, sollte man Betreuer aus Serbien, Korea und den Philippinen anwerben. Die dem entgegenstehenden bürokratischen Hürden müssten abgebaut werden.
Haushaltshelferinnen aus Polen
Es ist eine Tatsache, dass sich zehntausende von Frauen aus Osteuropa um Pflegebedürftige in deutschen Familien kümmern. Und das ist legal. Haushaltshelferinnen aus Osteuropa bieten eine bezahlbare Entlastung für die Angehörigen. Die Helferinnen aus Polen, Ungarn oder Tschechien sind angesichts immenser Pflegekosten oft die einzig bezahlbare Entlastung für erschöpfte Angehörige, die Schwerstpflegebedürftige rund um die Uhr zu Hause versorgen.
Sozialgericht Münster stoppt Qualitätsprüfung der Pflegeheime
Das Sozialgericht Münster hat im Januar per Beschluss entschieden, dass Pflegeheime die Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse durch den Medizinischen Dienst (MDK) im Internet verhindern können. Das Gericht hatte Zweifel an der Datenqualität, die dem Transparenzbericht zugrunde liegt.
Pflegenotstand: Pflegekräfte müssen im Akkord arbeiten
In NRW droht in den kommenden Jahren ein dramatischer Personalmangel in den Altenheimen und in der Altenpflege. Bis zum Jahr 2020 muss ein zusätzlicher Bedarf von 50.000 Pflegekräften im stationären und 27.000 Pflegerinnen und Pfegern im ambulanten Bereich gedeckt werden. Diese Zahlen hat das RWI, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung auf den Tisch gelegt. In einer Anhörung im Düsseldorfer Landtag zum Pflegenotstand kritisierte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi niedrige Löhne, hohe Arbeitsbelastung, fehlendes Personal und mangelnde Ausbildungsplätze. Sie bemängelte, dass Stundenlöhne für Pflegekräfte von 10 bis 11 Euro nicht ungewöhnlich seien. 52 Prozent der Altenpfleger bezeichnen ihre Arbeitsbedingungen als schlecht.
Killervirus im Altenheim – Pflegeheim
Ein unbekannter Krankheitserreger hat in einem Alten- und Pflegeheim in Hildesheim in Rheinland-Pfalz zwei Menschenleben gefordert. Die Staatsanwaltschaft in Trier teilte mit, dass eine 85-jährige und eine 90-jährige Bewohnerin des Altenheims gestorben sind. Die Ermittler erklärten ein Todesermittlungsverfahren einzuleiten. Von dem Erreger seien elf Bewohner im Alter zwischen 51 und 94 Jahren befallen worden. Sie leiden an Atemnot, Durchfall, Erbrechen und Übelkeit. Ein Sprecher der Kreisverwaltung sagte: „Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was es ist.“
Altenheime: Pflegequalität wird benotet
Am 1. April 2009 tritt das neue Pflegeversicherungsgestz in Kraft. Kernvorschrift ist: Jedes Heim muss die eigene, unabhängig ermittelte Pflegequalität in Form von Schulnoten veröffentlichen.
Demenz und Pflege
Jeder dritte Pflegebedürftige leidet an einer Demenzerkrankung. Dies ergibt sich aus einer Statistik des MDK, des Medizinischen Dienst der Krankenkassen Westfalen-Lippe. An Demenz erkrankte Pflegebedürftige können nach der Reform des Pflegegesetzes Leistungen in Anspruch nehmen. Es wurden insgesamt 35.000 Anträge auf Pflegeleistungen in Westfalen-Lippe ausgewertet. 11.000 Menschen können die Zusatzleistungen erhalten, die mit der Pflegereform zum 1. Juli 2008 in Kraft getreten sind. Der Medizinische Dienst entscheidet über die Einordnung von pflegebedürftigen Menschen in die Pflegestufe I bis III. Nach Angaben des MDK leiden im gesamten Bundesgebiet ein Viertel der in Pflegestufe I eingruppierten Pflegebedürftigen an einer Demenz oder an eiiner geronto-psychiatrischen Einschränkung. In der Pflegestufe II sind es 37 Prozent und in der Pflegestufe III 50 Prozent.