Der Pflegenotstand ist in den letzten Monaten und Jahren immer wieder als Gespenst über die politische Bühne gehuscht. Nun nimmt er erste Formen an: bereits heute fehlen etwa 30.000 Pflegekräfte. Diese Zahl nannte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Die Altenpflege sei massiv bedroht. Deshalb kam auch von dieser Seite die Forderung nach einer raschen Reform der Pflegeversicherung, auch mit Blick auf die fortschreitende Alterung der Gesellschaft. Wegen der weiter steigenden Zahl der Pflegebedürftigen werden nach Einschätzung des bpa bis zum Jahr 2020, also in 9 Jahren, 220.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Die Bundesregierung müsse rasch handeln und die Zuwanderung von Pflegekräften erleichtern.
Die Pflegeversicherungsreform müsse einen von den Versicherten finanzierten Kapitalstock einführen, aus dem künftig die Pflegekosten mitbezahlt werden sollen. Das fordern 22 vorwiegend jüngere Unionsabgeordnete in einem Papier. „Pflege wird teuer“ kann man dort lesen.
Nach Presseberichten soll es in der Koaltion Überlegungen geben, die Pflegereform auf die Zeit nach der Bundestagswahl 2013 zu verschieben, wohl auch deshalb, weil die Beitragssätze zur Pflegeversicherung wahrscheinlich ansteigen werden. Gegen diese Spekulationen verwahrt sich allerdings die Regierung.
Noch im Sommer 2011 sollen Eckpunkte für eine Reform der Pflegeversicherung vorgelegt werden, erklärte das Bundesgesundheitsministerium.
Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes werden im Jahr 2025 etwa 150.000 Mitarbeiter in der Krankenpflege und Altenpflege fehlen. Die Ursache liegt in der steigenden Zahl der alten Menschen.
Viele Experten vertreten die Ansicht, dass die waschsende Lücke auf dem Arbeitsmarkt wenigstens teilweise dadurch geschlossen werden könnte, wenn Altenpfleger nicht so früh aus dem Beruf ausscheiden würden. Manche sagen, dass es durchschnittlich acht Jahre sind, andere, dass es lediglich fünf Jahre sind, die ein Altenpfleger durchschnittlich in seinem Beruf arbeitet.
Viele Altenpfleger arbeiten auch nur in Teilzeit. Vollzeit halten viele Altenpfleger nicht durch, schon gar nicht bis zur Rente. Die Gefahr eines Burn-out ist bei Vollzeitstellen groß.
Hintergrund:
Die Tendenz ist klar: Es gibt immer mehr alte Menschen und immer weniger junge, die sich als Altenpfleger um sie kümmern. Zur Zeit sind 4,1 Millionen Menschen in Deutschland älter als 80 Jahre. Im Jahr 2030 werden es 6,3 Millionen sein. Die Mehrheit von ihnen wird pflegebedürftig sein. Das Bundesgesundheitsministerium geht von etwa 3,3 Millionen Pflegebedürftigen im Jahr 2030 in Deutschland aus. Aktuell sind es 2,4 Millionen. Etwa ein Drittel wire in einem Pflegeheim versorgt. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2009 890.000 Menschen in der Altenpflege beschäftigt, davon 70 Prozent in Pflegeheimen. Bis zum Jahr 2025 würden mehr als 150.000 Fachkräfte in der Altenpflege fehlen.