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Nach einem Beschluss des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1993 ist die Bundesregierung angehalten, in jeder Legislaturperiode einen Altenbericht vorzulegen.
Ältere Menschen spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Immer mehr ältere Menschen stehen zahlenmäßig immer weniger jungen Menschen gegenüber. Die sog. Alterspyramide dreht sich auf den Kopf. 1950 lebten in Deutschland etwa doppelt so viele Menschen unter 20 Jahren wie über 59-Jährige; im Jahr 2030 wird es doppelt so viele ältere wie jüngere Menschen geben. Bereits 2010 wird ein Viertel der Bevölkerung 60 Jahre oder älter sein. Die individuelle Lebenserwartung und die Lebenserwartung ganzer Kohorten steigt an. (Kohorte: Personen, die im gleichen Zeitraum geboren sind und folglich gleichzeitig älter werden.)
Der 6. Altenbericht ist Anfang 2010 fertig gestellt. Der 7. Altenbericht wird 2016 veröffentlicht. Wesentliche Leitbilder des 6. Altenberichts sind: – Mitverantwortung
– Alter als Motor für Innovation
– Nachhaltigkeit der Generationensolidarität
– Lebenslanges Lernen
– Vorbeugung
Ältere Menschen sollen in ihrer Mitverantwortung für die Gestaltung des demografischen Wandels angesprochen werden, denn sie verfügen über Potenziale, die eine doppelte Gestaltungsmöglichkeit ergeben.
a) Aus individueller Perspektive ergeben sich im Vergleich zu früheren Generationen deutlich bessere Möglichkeiten, ein an eigenen Lebensentwürfen, Ziel- und Wertvorstellungen orientiertes Leben zu führen, an gesellschaftlicher Entwicklung teilzuhaben und sich für andere und die Gemeinschaft zu engagieren
.b) Aus gesellschaftlicher Perspektive ergibt sich die Möglichkeit, durch motivationale, soziale, kulturelle und institutionelle Rahmenbedingungen dazu beizutragen, dass der wachsende Anteil älterer Menschen möglichst lange ein mitverantwortliches, selbstständiges und selbstverantwortliches Leben führt.
Durch eine fortgesetze Weiterbildung, eine leistungsgerechte Arbeitsgestaltung und gezielte Maßnahmen zur Motivation älterer Arbeitnehmer kann deren Innovationsfähigkeit erhalten und verbessert werden. Für die Gesamtgesellschaft heisst dies, dass der zunehmende Bevölkerungsanteil älterer Menschen einen sozialen Wandel, der die wirtschaftliche Produktivität und die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft einschließt, auch durch die die Älteren gestaltet werden muss und ohne sie nicht gestaltet werden kann.
Angesichts der deutlich verbesserten finanziellen Situation älterer Menschen werden auch deren Konsumgewohnheiten die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen. Ältere Menschen werden zu einer starken Zielgruppe werden. Die Konsumkraft älterer Menschen ist für die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu erschließen.
Mit dem zunehmenden Anteil der Älteren gewinnt auch deren bürgerschaftliches Engagement an Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Hier wird zunächst die Bedeutung weiterer Potenziale des Alters deutlich, zu denen insbesondere Zeit und Interesse zu rechnen sind. Während das im Alter zur Verfügung stehende Zeitbudget die Nutzung von Potenzialen des Alters begünstigt (ältere Menschen haben im Allgemeinen genügend freie Zeit, um Bildungsangebote zu nutzen, einen gesunden Lebensstil zu pflegen und sich für andere einzusetzen), ist die Motivation für ein derartiges Engagement als eine eher “fragile” Ressource anzusehen. Dies hat zunächst damit zu tun, dass die Bereitschaft, sich für andere zu engagieren, sowohl von der Überzeugung, etwas bewirken zu können, als auch von der Erwartung, von anderen in der Rolle des engagierten Bürgers akzeptiert zu werden, abhängt.
Das Leitbild der Nachhaltigkeit und Generationensolidarität beinhaltet, dass die Förderung und Verwirklichung von Potenzialen des Alters nicht zu Lasten anderer Generationen oder späterer Geburtsjahrgänge gehen darf. Die Förderung von Potenzialen des Alters ist grundsätzlich auch im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, eine kinderfreundliche Gesellschaft zu schaffen, zu sehen. Das entscheidende Problem des demografischen Wandels besteht nicht in der höheren Lebenserwartung, sondern in der geringeren Fertilitätsrate. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Potenziale des Alters für nachfolgende Generationen genutzt werden können.
Eine kinderfeindliche Gesellschaft ist auf Dauer nicht überlebensfähig, eine Verwirklichung von Potenzialen des Alters langfristig nur in einer kinderfreundlichen Gesellschaft möglich.
Entsprechend erweist sich die Förderung generationenübergreifender Kontakte im Kontext der Förderung und Nutzung von Potenzialen des Alters als eine zentrale Aufgabe.
Lebenslanges berufsbezogenes Lernen, wie allgemeine lebenslange Lernprozesse, werden an Bedeutung gewinnen. Ältere Menschen verfügen heute über einen im Vergleich zu früheren Geburtsjahrgängen höheren durchschnittlichen Bildungsstand sowie über eine im Durchschnitt höhere Vertrautheit im Umgang mit Bildungsangeboten. Derart veränderte Bildungsbiografien gehen auch mit einer gesteigerten Lernfähigkeit im Alter einher. Technische Innovationen und gestiegene Lebenserwartungen beinhalten auch das Risiko, dass Wissenssysteme schneller veralten, bereichsspezifische Erfahrungen mithin nutzlos werden.
Entsprechend ist die Vorstellung, man könne berufliche Bildungsprozesse ausschließlich auf einen frühen Abschnitt der Biografie konzentrieren, nicht mehr zeitgemäß. Ebenso wie sich nachfolgende Generationen lebenslang weiterbilden müssen, sollten sich auch ältere Menschen für Bildungsangebote öffnen. Aus individueller und gesellschaftlicher Perspektive ist eine Neugestaltung des Lebenslaufs im Sinne einer altersintegrierten Gesellschaft erforderlich, wobei der Verknüpfung von beruflicher Tätigkeit mit lebenslangem Lernen, Kindererziehung und Pflege eine große Rolle zukommt.
Die Möglichkeiten der gezielten Nutzung von Potenzialen des Alters beruhen darauf, dass die Menschen immer älter werden und auch darauf, dass sie bei guter Gesundheit ein hohes Alter erreichen. In der Vorbeugung liegt somit eine große Chance für ein langes Leben in guter Gesundheit, Selbstständigkeit und Mitverantwortung. Durch eine stärker präventive Ausrichtung des Gesundheitssystems, eine Kultur des präventiven Handelns und einer flächendeckenden Einführung von betrieblichen gesundheitsfördernden Maßnahmen lässt sich nicht nur die Kostenentwicklung im Gesundheitssystem positiv beeinflussen, sondern auch die Produktivität älterer Arbeitnehmer und Senioren erheblich erhöhen. Die Arbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmer bleibt länger erhalten, die Zugänge zur Erwerbsunfähigkeitsrente verringern sich und die Voraussetzungen für nachberufliche Produktivität werden verbessert. Für die Nacherwerbsphase ist festzustellen, dass sich die Entwicklung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit durch geeignete Trainings- und Bildungsangebote erheblich beeinflussen lässt.